Stellungnahme von Bürgermeister Nils Anhuth:
„Da die Spekulationen und Mutmaßungen rund um das Thema Mühle/Müllerhaus mittlerweile Überhand nehmen, muss ich an dieser Stelle einige Dinge klarstellen. Was definitiv richtig ist: es waren lange Verhandlungen, um letztendlich dieses Ergebnis, das der Rat am Mittwoch beschlossen hat und das durch die Unterschrift des Vertrages mit Herrn Ebkens finalisiert wurde, zu erreichen. Schon vor meinem Amtsantritt als Bürgermeister im Jahr 2014 hat mich die Thematik als Ratsmitglied mehrfach beschäftigt, seit 2014 dann noch intensiver, da es mir oblag, Verhandlungen über die Zukunft der Ebkensschen Windmühle zu führen. Dass die jetzige Lösung tatsächlich erreicht werden könnte, zeichnete sich erst vor einigen Wochen ab. An dieser Stelle möchte ich auch mein Verständnis dafür zum Ausdruck bringen, dass es für Herrn Ebkens eine schwere Entscheidung war, sich von dem Mühlenensemble zu trennen – schließlich waren die Gebäude 142 Jahre in Besitz der Familie Ebkens. Wir werden künftig unser Bestes tun, damit die Ebkenssche Windmühle und die weiteren Gebäude als Baudenkmäler für die Öffentlichkeit erhalten bleiben und sinnvoll genutzt werden.
Den Vorwurf „Man wollte die (die Betreiber des Müllerhauses) da raushaben“ kann ich so nicht stehen lassen. Als absehbar war, dass die Gemeinde mit Herrn Ebkens womöglich keinen neuen Pachtvertrag über den 30.06.2019 hinaus abschließen würde, wurde von unserer Seite der Kontakt zwischen Herrn Ebkens und den Betreibern des Müllerhauses vermittelt, damit die beiden Parteien gegebenenfalls einen Pachtvertrag ohne Zwischenschaltung der Gemeinde abschließen können. Dieses Vorhaben scheiterte, sodass von Seiten der Gemeinde nochmal der Kontakt zu den Betreibern des Müllerhaus gesucht wurde. Die zentralen Fragen dabei waren: Besteht Interesse (falls die Gemeinde wieder einen Pachtvertrag mit Herrn Ebkens abschließen würde), das Restaurant weiter zu betreiben? Welche (Sanierungs-) Maßnahmen werden als notwendig erachtet/gewünscht? Wie möchten sich die Betreiber dabei einbringen? Auch hier wurde keine Einigung erzielt.
Wie es nun mit dem Mühlenensemble weitergeht, ist keineswegs „ein abgekartetes Spiel“ und es liegen auch keine Pläne in irgendeiner Schublade. Nach der künftigen Nutzung des Mühlenensembles hatte im Vorfeld auch die SPD-Fraktion gefragt. Darauf habe ich geantwortet: „Für die künftige Nutzung des Mühlenensembles gibt es noch kein fertiges Konzept. Das Mühlengebäude soll sicherlich wie bisher durch den ehrenamtlichen Arbeitskreis Mühle des Bürger- und Heimatvereins gepflegt und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Außerdem würde die Gemeinde mit dem Saal des Müllerhauses Zugriff auf einen repräsentativen Ort für Veranstaltungen (wie zum Beispiel offizielle Empfänge) erhalten. Für die künftige Nutzung des Müllerhauses müsste nach Übernahme des Ensembles in den Besitz der Gemeinde sicherlich eine Analyse des Potentials der Räumlichkeiten für einen gastronomischen Betrieb oder andere Nutzungen durchgeführt werden. Prinzipiell denkbar wäre hier sicherlich eine ganze Bandbreite von Nutzungen: von einer umfangreichen ganztägigen gastronomischen Nutzung inklusive Abend- und Saalbetrieb (die z.B. über einen Investor finanziert und betrieben werden könnte) über eine Gastronomie mit eingeschränkten Zeiten und Angebot (z.B. nur Frühstücks- sowie Kaffee/Kuchen-Angebot) bis hin zu einer Gastronomie im sehr überschaubaren Rahmen, die zum Beispiel von einem Verein organisiert wird. Denkbar wäre an dieser Stelle eine regelmäßige Nutzung an den Wochenenden zur „Kaffee und Kuchen-Zeit“, die flankiert werden könnte durch verschiedene Veranstaltungen, die entweder von der Gemeinde oder einem Verein aus der Gemeinde oder einem noch zu gründenden Mühlenverein organisiert und durchgeführt werden könnten. Das zuletzt beschriebene Vorgehen wird etwa in diversen Mühlen in Ostfriesland so praktiziert.
Aus Sicht der Verwaltung ist eine Nutzung des Mühlenensembles als Museum keine praktikable Alternative. Mit dem Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn, das in einem nicht unerheblichen Maße von der Gemeinde Barßel bezuschusst wird, gibt es bereits ein hervorragend aufgestelltes Museum in unserer Gemeinde, das über einen sehr guten Ruf verfügt und sich sogar noch stetig weiterentwickelt. Hier eine Konkurrenzsituation durch ein zweites (heimatgeschichtliches) Museum zu schaffen, wäre mehr als kontraproduktiv.“ Hinzufügen möchte ich an dieser Stelle noch, dass wir als Gemeindeverwaltung den Ratsgremien vorschlagen werden, diese Potentialanalyse durch ein geeignetes, unabhängiges Fachbüro durchführen zu lassen. Die Ergebnisse werden dann Grundlage für die Beratungen in den politischen Gremien der Gemeinde werden, so zum Beispiel in den Sitzungen des öffentlich tagenden Fachausschusses für Kultur, Sport und Tourismus, zu denen ich jetzt schon alle Interessierten herzlich einladen möchte.
Hier möchte ich mit den Themen „Mauschelei“ und „Geheimniskrämerei“ fortfahren. Zur Erklärung: Der Tagesordnungspunkt Mühle/Müllerhaus ist am Mittwoch in nicht öffentlicher Sitzung behandelt worden, da es hierbei auch um die schützenswerten Interessen Einzelner (z.B. persönliche wirtschaftliche Lage) ging. Ich bin mir sicher, dass auch diejenigen, die hier von Klüngel oder Mauschelei schreiben, nicht möchten, dass solche persönlichen Details in öffentlicher Sitzung verhandelt werden.
Wie zuvor bereits dargestellt, stellten sich die Verhandlungen über einen neuen Pachtvertrag vor einigen Wochen als festgefahren dar. Parallel zu den dann begonnenen Verhandlungen für einen Flächentausch war deswegen bereits eine rechtliche Auseinandersetzung darüber im Gange, in welchem Umfang die Gemeinde bisher ihrer vertraglichen Instandhaltungspflicht nicht nachgekommen sein könnte. Wenn, wie so häufig geschrieben wird, „alles klar“ gewesen sei, hätten sich Herr Ebkens und auch die Gemeinde wohl kaum die Kosten für einen Rechtsbeistand „ans Bein gebunden“. Dafür, dass das Ergebnis bis zuletzt nicht absehbar war, spricht auch der Umstand, dass wir in der Rats-Sitzung am Mittwoch das Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn als Trauzimmer gewidmet haben – schließlich wurde ein ansprechender Ersatz benötigt, für den Fall, dass wir ab dem 1.7. keinen Zugriff mehr auf die Mühle als Trauzimmer haben würden.
Ein letzter Punkt, den ich ansprechen möchte, sind die angeblich nicht durchgeführten Instandhaltungsmaßnahmen. In den Jahren 2010 bis 2018 hat die Gemeinde rund 170.000 Euro in die Unterhaltung des Mühlenensembles investiert, davon allein 95.080,61 Euro für die Bewirtschaftung und Bauunterhaltung des Müllerhauses von 2012 bis Oktober 2018. Klar ist, dass wir nun als Eigentümer gefordert sein werden, die Gebäude als Baudenkmäler instandzuhalten und – wo nötig – instandzusetzen. Dafür werden die wir die verschiedenen Förderkulissen für den Denkmalschutz genauestens unter die Lupe nehmen.
Da die ganze Thematik – wie bereits mehrfach geschrieben – sehr komplex ist, bin ich mir nicht sicher, ob ich in diesem Text tatsächlich alles untergebracht habe, was es aufzuklären galt. Ich hoffe trotzdem, dass ich vielleicht den einen oder anderen Punkt, der als Behauptung in den Raum gestellt wird, ein Stück weit widerlegen bzw. richtigstellen konnte.“