Zu Corona-Zeiten muss man kreativ werden – so fand heute ein Termin mit der Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden Silvia Breher unter freiem Himmel, auf dem Dach eines Hausboots im Barßeler Hafen statt. Der CDU-Gemeindeverband Barßel hatte die Abgeordnete zum Gespräch eingeladen, um über die aktuelle Situation des Tourismus in Barßel und die Auswirkungen der Corona-Krise zu reden.

MdB Silvia Breher vertritt seit dem 24. September 2017 als direkt gewählte Abgeordnete die Interessen der Menschen im Oldenburger Münsterland im Deutschen Bundestag in Berlin. Sie ist dort ordentliches Mitglied in den Ausschüssen für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und für Ernährung und Landwirtschaft, sowie stellvertretendes Mitglied im Unterausschuss Bürgerschaftlichen Engagement.

Der Einladung nach Barßel ist Silvia Breher gerne gefolgt. An dem Gespräch mit ihr nahmen Gemeinderatsmitglied und CDU-Fraktionsvorsitzender Hans Eveslage, Gemeinderatsmitglied und CDU-Gemeindeverbandsvorstandsmitglied Ralph Schröder Bürgermeister, Nils Anhuth sowie der Geschäftsführer des Erholungsgebiets Barßel & Saterland e.V., Jens Lindstädt, teil.

Vor dem Start des Gesprächs auf dem Hausboot gab es eine Führung über das Hafengelände. Danach schilderten die Gesprächsteilnehmer den aktuellen Stand zur Situation des Tourismus in Barßel.

Vorsichtige Touristen

Der Tourismus in Barßel ist stark geprägt vom Camping-, Fahrrad- und Bootstourismus und nicht nur für die touristischen Einrichtungen eine Einnahmequelle. Jens Lindstädt erklärt: „Der Tourismus in Barßel ist bedeutsam für fast alle Betriebe und Bereiche in Barßel.  Nicht nur die touristischen Betriebe, sondern auch die Restaurants oder Einzelhändler merken die steigenden Besucherzahlen während der touristischen Hochsaison.“ Die geschätzten Übernachtungszahlen von Touristen in Barßel und Saterland liegen bei 120.000 bis 130.000 pro Jahr und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Touristen liegt bei sechs bis sieben Tagen.

Vor der Corona-Pandemie war der Trend bei den Übernachtungszahlen sehr positiv. Doch seit der Corona-Krise brechen die Besucher und somit auch Umsätze stark weg.  Laut Jens Lindstädt fehlen dem Verein im Vergleich zum Vorjahr jetzt schon 25.000 Euro durch die fehlenden Schiffsfahrten und Reisegruppen. Zeitweise war der Verkauf von Radkarten die einzige Einnahmequelle. Ab Pfingsten durfte dann die MS Spitzhörn wieder ihren Betrieb aufnehmen. Allerdings dürfen keine Gruppenfahrten angeboten werden und es dürfen nur 30 bis 35 Gäste mitfahren. Trotz Corona-Lockerungen ist laut Lindstädt auch noch keine Verbesserung der Buchungszahlen zu erkennen. Die Hotels, Ferienhäuser und Pensionen verzeichnen noch keinen Buchungsanstieg und die Touristen seien eher vorsichtig bei der Buchung des nächsten Urlaubs. Die Ausnahme seien hier die Wohnmobilisten.

MdB Breher zeigt gerade für die Buchungsunsicherheit von Familien großes Verständnis: „Die aktuelle Situation macht was mit Familien. Die Situation beeinflusst die Entscheidung, ob man als Familie essen geht oder ob man in den Urlaub fährt. In Zukunft wird aber Urlaub in Deutschland immer beliebter werden. Wichtig ist, dass die Gemeinde ihre Stärken sieht und das Angebot an Camping-, Boots- und Fahrradtourismus ausweitet.“

Bürgermeister Anhuth fügte hinzu: „Die Gemeinde Barßel hat ihre Potenziale auf jeden Fall erkannt und investiert in den Tourismus. Das Hafen-Bad wurde modernisiert, es wurden neue Steganlagen in Elisabethfehn angelegt und in Harkebrügge wurden mit dem Barfußpark und dem Ferienhausgebiet durch private Investoren neue Freizeitattraktionen geschaffen. Aktuell wird ein Konzept für die Hafennutzung ausgearbeitet. Auch vom Landesverband Motorbootsport Niedersachsen haben wir bereits die Rückmeldung erhalten, dass die Gemeinde Barßel im Bereich Wassertourismus auf dem richtigen Weg sei.“

Problematik der Versandung im Hafenbecken

Neben der Corona-Krise beschäftigt den Tourismusstandort Barßel allerdings noch eine weitere Problematik: die Versandung des Hafenbeckens. CDU-Fraktionsvorsitzender Hans Eveslage erklärt: „Feiner Sand wird stetig aus der Ems kommend ins Hafenbecken gespült. So versandet das Hafenbecken zunehmend und die Boote und Schiffe können nicht mehr fahren. Es ist ein Infrastrukturproblem, das nicht nur im Barßeler Hafenbecken existiert und daher im Ganzen gelöst werden müsste.“

Durch die Versandung des Hafenbeckens kann auch die MS Spitzhörn seit 2020 nur noch zu den Hochwasserzeiten fahren. Jens Lindstädt fügt hinzu: „Das ist schade, denn ab diesem Jahr bieten wir die besten Voraussetzungen für alle Bootfahrer. Die Wasserwege sind wieder komplett frei. Alle Brücken und Schleusen im näheren Umfeld sind betriebsbereit.“ Die Barßeler Kommunalpolitiker würden sich daher eine Entsandung des Hafenbeckens wünschen und hoffen auf Unterstützung von höherer Ebene. Die letzte größere Maßnahme dieser Art fand vor zwölf Jahren statt, kostete rund 350.000 Euro und wurde zu einem großen Teil durch das Land Niedersachsen finanziert.

Die Bundestagsabgeordnete kann die Bedenken verstehen und versichert: „Ich werde die Thematik mit nach Berlin nehmen. Die Gemeinde Barßel sollte alles daran setzen, dass der Hafen hier ein Schmuckstück ist und bleibt“, sagte Breher und ergänzte: „Die Politik macht im Moment nicht nur Corona.“