Stirbt die plattdeutsche Sprache bald aus? Und falls ja, was können wir dagegen tun? – Diese und weitere spannende Fragestellungen wurden gestern in der Talkrunde „Plattdeutsch – gestern, heute & morgen“ im Dorfgemeinschaftshaus Elisabethfehn diskutiert. Die von der Gemeinde Barßel organisierte Veranstaltung zog fast 100 „Plattfans“ aus der Region an.
Die Veranstaltung wurde von Nicole Künnen und Katrin Konen-Witzel moderiert. Beide sind Lehrerinnen und Beraterinnen der Niedersächsischen Landesschulbehörde für die Region und die Sprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch im Unterricht. Zu Gast auf ihrem Podium waren: Vanessa Kossen (Moderatorin vom NDR), Johann Saathoff (Bundestagsabgeordneter), Wilfried Kürschner (Sprachwissenschaftler) und Jens Cramer sowie Malte Bischof (plattdeutsche Punkrock-Band „De Schkandolmokers“).
Eines der diskutierten Themen, war die Frage, ob es in den hiesigen Schulen „Plattdeutsch“ als Unterrichtsfach geben sollte. Johann Saathoff sprach sich gegen die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs aus: „Das ist wie bei mir mit der französischen Sprache… Ich habe jahrelang Französisch in der Schule gelernt, nein gelehrt bekommen, und spreche kaum ein Wort französisch mehr. Wenn die Kinder zuhause kein Plattdeutsch sprechen, wird leider auch die Einführung eines neuen Schulfachs nicht viel daran ändern.“
Sprachwissenschaftler Prof. Kürschner unterstützte die Aussage, dass Kinder die Sprache von ihren Eltern oder Großeltern als Muttersprache lernen sollten. Denn vor allem im Kleinkindalter sind Kinder sehr empfänglich dafür mehrere Sprachen gleichzeitig zu sprechen. In den Schulen würden oft „gekünstelte“ Situationen im Sprachunterricht hergestellt werden, die nichts mit dem Alltag gemeinsam haben. Moderatorin Konen-Witzel sprach sich für die Einbettung von Plattdeutsch als Unterrichtsfach aus. Die Lehrerin unterrichtet die Sprache erfolgreich als sogenanntes Immersionsfach. Vom Publikum erhielt sie für ihre Meinung großen Zuspruch.
Vanessa Kossen, Jens Cramer und Malte Bischof verbinden die niederdeutsche Sprache mit „Heimatgefühl“ und „Zusammengehörigkeit“. Kossen, deren plattdeutsches Lieblingswort „Kleimotte“ ist: „Plattdeutsch ist Heimatgefühl. Plattdeutsch ist für mich Zuhause.“. Beim NDR versuche man genau dieses Gefühl in den plattdeutschen Sendungen zu transportieren. In dem Song „Plattsnackers United“ von den „Schkandolmokers“ wird das Zusammengehörigkeitsgefühl besungen, das besteht, wenn man eine gemeinsame Sprache spricht. Die plattdeutsche Punkrock-Band aus Apen singt ausschließlich Lieder op Platt. Sie beschreiben sich als Band, die ihre Nische gefunden hat.
Bei der Frage, ob die plattdeutsche Sprache aussterben wird, sind sich schließlich alle Podiums-Diskutanten einig: Die düstere Zukunftsprognose besagt, dass es immer weniger „Plattsnackers“ geben wird. Doch jeder, der Platt spricht und versteht, kann etwas dagegen tun. Frau Kossen: „Wenn demnächst jemand vom NDR bei Ihnen anruft, trauen Sie sich und reden Sie op Platt. Denn dann senden sie es auch auf Platt.“